Projekte im Inland
Neben den individualpädagogischen Projekten im Ausland sind die Projekte im Inland entweder über „Profi-Familien“ oder individualpädagogische BetreuerInnen ein Schwerpunktangebot von Tacheles und Ausdruck des helfenden Selbstverständnisses.
Der pädagogische Betreuer muß über eine pädagogische Berufsqualifikation verfügen, die der eines Sozialpädagogen, Sozialarbeiters, Heilpädagogen, Erziehers o. ä. entspricht.
Für wen?
Es handelt sich hierbei um Angebote für Kinder und Jugendliche beiderlei Geschlechts, die vielfach schon eine oder gar mehrere stationäre Jugendhilfeeinrichtungen durchlaufen haben. Sie bedürfen eines verlässlichen kleinen Bezugsrahmen, können aber aufgrund ihres Alters oder anderer inhaltlicher Gründe nicht in eine Pflegefamilie vermittelt werden, haben einen traumatischem Erlebnishintergrund oder lassen ggf. auch Entwicklungsverzögerungen oder psychische Behinderungen erkennen.
Wer betreut?
Die stationäre Heimerziehung in Regel- oder Intensivgruppen wird einem großen Teil dieser Jugendlichen nicht mehr gerecht. Sozialen Auffälligkeiten kann nicht immer im Setting einer Gruppe adäquat begegnet werden. Delinquenzen und Verführbarkeiten, Gewaltbereitschaft und Opferhaltungen bietet die Erziehung in der Gruppe häufig nur eine zusätzliche Bühne und wirkt somit symptomverstärkend.
Unsere Standortprojekte sind die Umsetzung des individualpädagogischen Grundgedankens. Sie sind die – in positivem Sinne – „normal-deutsche“ Ausführung jener Betreuer, die im Familienkontext individualpädagogische Beziehungsangebote machen.
Betreuer in einem Inlandsprojekt haben einen hohen fachlichen und persönlichen Standard zu erfüllen und sind nicht die qualifizierte Steigerung einer „belastbaren Pflegefamilie“ mit Pädagogik-Leistungskurs.
Individualpädagogische Betreuer und „Profi-Familien“ bei Tacheles sind gemäß unseres Ansatzes und Leitgedankens eingebunden in ein Netzwerk zur fachlichen und persönlichen Absicherung.
Wie wird betreut?
Die Betreuungssituation ist umfassend, rund-um-die-Uhr, fürsorglich und professionell.
Die Jugendlichen leben für die im Hilfeplan vereinbarten Zeiträume in dem privaten Lebensraum der Betreuerfamilie. Dies ist keine künstlich geschaffene Wohn- und Lebenssituation. Wir legen Wert darauf, dass die Betreuer sich in ihrem gewohnten und selbst gewählten Wohnumfeld bewegen. Dies gewährleistet Sicherheit und wenig Anfechtung.
Sofern der oder die Betreute unangenehm im sozialen Umfeld auffällt – was eher die Regel als die Ausnahme ist – sollte das Nachbarschaftsgefüge sich als belastbar und stabil erweisen. Die Betreuerfamilie ist in der Nachbarschaft bekannt und sozial abgesichert. Der Jugendliche hat wenig Möglichkeit, die Familie durch unerwünschtes Verhalten in Verlegenheit und Schwierigkeiten zu bringen.
Für die Betreuerfamilie gibt es keinen erkennbaren Unterschied zwischen Freizeit und Arbeit. Einen Zuständigkeitswechsel, urlaubsbedingte Abwesenheit, Dienstübergaben und Feierabend – wie wir es aus der Heimerziehung kennen – gibt es nicht. Versuche des Betreuten, die Betreuer gegeneinander auszuspielen, laufen ins Leere.
Den Jugendlichen steht in der Regel innerhalb des privaten Wohnraumes ein eigenes Zimmer zur Verfügung. Wohn-, Koch-, Arbeits- und Sanitärräume werden gemeinschaftlich genutzt. Eine Möblierung wird im Rahmen der üblichen Standards gestellt.