Arbeitsbereiche in der Jugendhilfe

Entwicklung und Realisation individueller Lösungen auf der Basis Systemischen Arbeitens.

Systemisch – Das heißt für uns:
Der junge Mensch rückt heraus aus dem Zentrum der Betrachtungen. Der Kontext, in dem sich ein Mensch entwickelt rückt an dessen Stelle. In der wertfreien Beurteilung hat sozusagen jeder Mensch einen Grund dafür, so zu sein wie er ist – auch wenn dieses So-Sein für seine unmittelbare Umgebung unangenehm ist. Der Kontext seines Wachstums (das System) kann sein: Schule, Elternhaus, die erweiterte Familie, der Freundes- und Bekanntenkreis etc. Störungen in der sozialen Anpassungsfähigkeit haben hier häufig ihre Ursachen. Gegebenenfalls können sie auch im widersprüchlichen Zusammenspiel der beteiligten Instanzen liegen.

Diese gilt es zu klären und abzustimmen – und nicht anzuklagen. Schuldzuweisungen werden vermieden. Dies bedeutet nicht, dass die unerwünschten Verhaltensweisen entschuldigt werden.

Erziehung bedeutet für uns: schonungslose Beschreibung der sozialen Auffälligkeit – Erkennen der Ursachenzusammenhänge – und kompromisslose Konfrontation mit der Anforderung zur Veränderung.

Niemand sollte sich in seiner fehlenden sozialen Anpassungsfähigkeit mit schlechten Kindheitserfahrungen „herausreden können“. Es gibt keine mildernden Umstände für auffällige Kinder – nur ergänzende erkenntnisbildende Hilfen – und natürlich auch neue Vorbilder.

Als Anbieter individueller Lösungen lassen sich unsere Grundgedanken wie folgt zusammenfassen:

Projekte im Inland

Neben den individualpädagogischen Projekten im Ausland sind die Projekte im Inland entweder über „Profi-Familien“ oder individualpädagogische BetreuerInnen ein Schwerpunktangebot von Tacheles und Ausdruck des helfenden Selbstverständnisses.

Projekte im Ausland

Nicht für alle Jugendlichen ist ein Inlandsprojekt geeignet um z.B. den sozio- und milieubedingten Gefährdungen zu begegnen. Ausland als Fremdmilieu kann auch hilfreich sein, um eine besonders enge Bindung zwischen Jugendlichem und Betreuer zu bewirken. 

Reiseprojekte

Als Ergänzung zu den Standortprojekten im In- und Ausland  wurde es auch notwendig, sogenannte Reiseprojekte bereit zu halten.

Persönlicher Zuschnitt

Als einen der wichtigsten Bausteine unserer individualpädagogischen Arbeit sehen wir den persönlichen Zuschnitt der Hilfe auf den einzelnen Jugendlichen.

Wir bieten keine Gruppen und starres Regelwerk an, an die sich der Jugendliche anzupassen hat, sondern suchen nach Lösungen, die den Jugendlichen in seinen Stärken erkennen und ihn positiv fördern, seinen Selbstwert aufbauen und ihn zu autonomer Selbstgestaltung reifen lassen.

Einen gelingenden persönlichen Zuschnitt versuchen wir durch eine möglichst umfassende Diagnostik im Vorfeld der Maßnahme zu erreichen.

Diagnostik

Für eine umfassende Diagnostik bedienen wir uns unserer Fähigkeiten und Fertigkeiten der systemischen und pädagogischen Diagnostik.

Zusätzlich können wir über eng mit uns zusammenarbeitende Kinder- und Jugendpsychiater und Kinder- und Jugendpsychotherapeuten eine zeitnahe psychologische bzw. psychiatrische Diagnostik organisieren.

Freizeitgestaltung

Sinnvolle Freizeitbeschäftigung ist das Ziel jeder pädagogischen Arbeit. Gerade im Freizeitbereich liegen jedoch die Einschätzungen von sinnvoller Beschäftigung von Erwachsenen und Jugendlichen weit auseinander.

Standardisierte Angebote dienen eher der „Bespaßung“ und bedienen das Konsumverhalten derKinder- und Jugendlichen und haben selten langfristige Auswirkung auf die Entwicklung eines Hobbys. Wir legen deswegen besonderen Wert darauf, mit den Jugendlichen im Dialog über ihre Interessen und Verwirklichung der Freizeitvorstellungen zu sein und sie an den Freizeitinteressen der Betreuer teilnehmen zu lassen.

Gemeinsame Freizeitaktivitäten ist eine Zielsetzung, die sich aus dem Betreuerpool entwickeln kann und durch Tacheles-Jugendhilfe unterstützt wird.

Gemeinsames Feriencamp ist ebenfalls eine Zielformulierung und abhängig von der Gruppenkonstellation, wird aber ebenfalls von Tacheles unterstützt.

Ambulante Jugendhilfe

Nach der stationären Phase der Jugendhilfe kann auch eine ambulante Weiterbetreuung erfolgen.
Wir bieten den Jugendlichen unter anderem:

Hilfe bei Behördengängen, z.B. mit Jugendämtern, Schulen und sonstigen Institutionen, Hilfe bei der Wohnungssuche, flexible Arbeitszeiten und Rufbereitschaft, Unterstützung bei lebenspraktischen und hauswirtschaftlichen Fähigkeiten und Krisenintervention.

Die Dauer der Hilfe beträgt ca. 3 – 12 Monate und wird von ortsnahen Mitarbeitern unserer Standorte durchgeführt.

Beratung und Coaching

Coaching ist in. Zumindest unter Führungskräften ist es schon fast selbstverständlich, die berufliche Karriere mit Hilfe eines professionellen Trainers gezielt zu fördern. Während Hilfe in Anspruch zu nehmen früher eher als Ausdruck von Schwäche angesehen wurde, ist Coaching heute der Inbegriff einer modernen Personalentwicklung. Einige Integrationsämter haben die Vorteile eines individuellen Trainings für die Beschäftigung schwerbehinderter Menschen früh erkannt. Im Rahmen der Begleitenden Hilfe im Arbeitsleben fördern sie Maßnahmen, die als betriebliches Arbeitstraining, Job-Coaching oder Training-on-the-job bezeichnet werden. Es handelt sich dabei um eine arbeitsbegleitende Qualifizierung schwerbehinderter Menschen an ihrem Arbeitsplatz.

Beschulung

Die Betreuungsstandorte liegen alle in mittel- bzw. unmittelbarer Nähe zu allen in Deutschland üblichen öffentlichen Schulformen. Wir arbeiten auch mit privaten Schulen zusammen. Alle Schulen sind gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Die Betreuer pflegen einen guten Austausch mit den Schulen vor Ort.  Tacheles arbeitet mit anerkannten Instituten zur Fernbeschulung zusammen, sofern der Besuch einer Regelschule am Ort nicht in Frage kommt. Dies gilt insbesondere für alle Auslandsprojekte.

Wir überprüfen zu Beginn unserer Arbeit: die Lernmotivation, den schulischen Leistungsstand, die formale Schulpflicht-Erfüllung sowie die zu erwartenden Kosten.

Darauf hin machen wir Ihnen ein Beschulungs-Angebot. In der Regel fallen ergänzende Beschulungskosten an. Für Jugendliche, welche die Schulpflicht erfüllt haben oder welche jede Form der Beschulung total verweigern, versuchen wir ein Schul-/ Ersatzprogramm zu entwickeln.

Tagesstruktur

Nur eine geregelte Versorgung und ein klar strukturierter Tagesablauf kann dem jungen Menschen zur Beruhigung und zur Wiederkehr einer inneren Ordnung dienen.

Deshalb entwickelt Tacheles mit dem Jugendlichen einen Tagesablauf, der ihm Halt und Orientierung bietet und in dem er Möglichkeiten bekommt, seine gesellschaftlichen Verpflichtungen nachzukommen und Freiraum hat, seine Freizeit selbst, nach seinen Fähigkeiten und Wünschen gestalten kann.

Vertretung im Krankheitsfall sollen nach Möglichkeit im Netzwerk organisiert werden, wobei deutlich die Bedarfe der zu betreuenden Jugendlichen/Kinder im Vordergrund stehen. Ansonsten hat jede Betreuungsstelle mitzuteilen, wie eine Vertretung vor Ort geregelt werden kann. Tacheles-Jugendhilfe ist darüber informiert und hat Kenntnis und Personalunterlagen über die Vertretungspersonen.

Krisenintervention

Nicht jede Krise in einer Betreuungsstelle bedarf den Einsatz der stationären Kinder- und Jugendpsychiatrie. Tacheles bietet den Betreuungsstandorten eine 24-Stunden-Erreichbarkeit der Koordinatoren und versucht zunächst durch angemessene Gesprächsführung oder interne Vertretung der Krise zu begegnen. Tacheles verfügt aufgrund verschiedener Standorte über Ausweichmöglichkeiten (z.B. in NRW), welche durch den Koordinator vermittelt werden können.

Sollte eine krisenhafte Zuspitzung durch o.g. Mittel nicht verhindert werden, bzw. eine Eigen- und/oder Fremdgefährdung nicht ausgeschlossen werden können, wird kinder- und jugendpsychiatrische Hilfe in Anspruch genommen.

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